Bernhard Gál
RGBuSW
31. Juli 2003 - 07. September 2003
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Dreiband
Klanginstallation für den Turmsaal der Parochialkirche, Berlin

In dieser Installation geht es um die kompositorische und klangräumliche Verbindung einer "authentischen" Klangsituation mit zusätzlichen, abstrahierten Klangebenen / "virtuellen" Räumen. Dieser Klangraum, bestehend aus den üblichen Spielgeräuschen (Klicken und Rollen der Kugeln, Queuegeräusche, Kaffeehausatmosphäre, etc.), wird im Turmsaal akustisch "nachgestellt". Gleichzeitig weist der Begriff auch auf drei "Frequenzbänder" hin, zusätzliche Klangebenen, welche zu den Spielgeräuschen synchronisiert und über vier weitere Lautsprecher in den Turmsaal projiziert werden. Insbesondere das Klicken der Billardkugeln fungiert hierbei als Auslöser (sync track) anderer Klänge, die Länge und Dichte der hinzukommenden Klangsequenzen wird somit über den Spielverlauf gesteuert. Im Verlauf der Installation kommt es zu einem kontinuierlichen Wechsel von inneren und äu§eren Klangebenen - die Originalaufnahme wandert vom Billardtisch in den gesamten Raum, während die "virtuellen" Klangräume nun vom Billardtisch kommend in den Raum projiziert werden.
Billardspieler:
1. Café Sperl, Wien: Bernhard Gál und Christof Cargnelli
2. Billard-Center, Berlin: Bernhard Gál
 
         
 
1-4    4 Lautsprecher (nach innen gerichtet)
A-D    4 Lautsprecher (nach außen gerichtet, unter Billardtisch)
"Hinaus:: In den, Wald."
Klanginstallation für die ehem. Sakristei der Parochialkirche, Berlin

Adolf Wölflis literarisches Werk bietet zahlreiche Anregungen für eine interpretierende Verklanglichung. Mich interessieren die kontinuierlichen Brüche in Wölflis "phantastisch-realistischen" Reisebeschreibungen und v.a. die jene eingeschobene Sprachgebilde (Aufzählungen, Gedichte, Lieder, etc.), in denen sich Sprachklang und -rhythmus verselbständigen und wo Wölflis Texte nur noch auf einer ästhetisch-abstrakten Ebene rezipiert werden können.

In meiner kompositorischen Arbeit möchte ich den Versuch unternehmen, Wölflis sprachliche Transformationen, Abstraktionen und Neuschaffungen mittels digitaler Kompositionssoftware in meine eigene Klangsprache zu übertragen. Weitere Anknüpfungspunkte sind Adolf Wölflis eigenwillige Interpunktion und Orthographie, der rhythmisch-repetitive Charakter seiner Auflistungen und Testamente sowie Wölflis Megalomanie im allgemeinen. Das permanente Getrieben-Sein Wölflis versuchte ich in einer hinzukommenden Aufnahme auszudrücken, die auf meinem eigenen Gehen, Laufen und Atmen "draußen im Wald" basiert.

Verschiedene Textpassagen werden auf mehreren Ebenen miteinander verwoben - von völlig unbearbeitetem Material bis hin zu stark modifizierten Elementen. Dabei können klangliche, sprachrhythmische, sprach-melodische oder inhaltlich-assoziative Elemente aus Wölflis Texten im Zentrum meiner "Verarbeitung" stehen. Sprache pendelt zwischen funktionaler Klarheit und klanglicher Abstraktion, aber auch zwischen bewusster und unbewusster Wahrnehmung. Die einzelnen Sprachebenen werden über vier Lautsprecher in den Raum projiziert, wobei durch miteingebundene Pausen die Ereignisdichte der Installation variiert wird. Die Abfolge der einzelnen Abschnitte wird teilweise über eine Zufallsfunktion gesteuert, wodurch sich die Elemente der Klanginstallation in immer neuen Kombinationen präsentiert.

Der Ort der Klanginstallation ist die ehemalige Sakristei, ein fensterloser Raum im Turm der Parochialkirche. Der Raum ist völlig verdunkelt, die entstehende Hörsituation kann somit auch als Verräumlichung von Wölflis Unterbewusstsein gesehen werden.

Sprechstimmen: Stella Kao, Bernhard Gál
RGB
Klanginstallation für den Glockenraum der Parochialkirche, Berlin

In "RGB" wird ausgehend von den drei Grundfarben rot, grün und blau das Beziehungsgefüge von Licht, Klang und Raum thematisiert. Das vorliegende Raumkonzept wurde ursprünglich für den Kunstverein "Alte Schmiede" in Wien entwickelt und für den Glockenraum der Parochialkirche neu überarbeitet. "RGB" basiert auf zwei parallel ablaufenden Wahrnehmungsebenen, deren Abschnitte periodisch wechseln und somit neun klangliche und visuelle Raumkonstellationen ergeben.

Auf der ersten Ebene werden Licht und Klang als konkrete Eigenschaften der im Raum installierten Objekte (Heizstrahler, Aquarium und Ventilator) verstanden. Den Objekten sind die Farben rot, grün und blau zugeordnet. Über eine Computersteuerung werden sie alternierend aktiviert, wobei die entstehenden Objekteigenklänge über Mikrofone verstärkt in den Raum übertragen werden.

    
Gleichzeitig werden auf einer zweiten Ebene drei "abstrakte" Wahrnehmungszustände geschaffen. Jeder Farbe (rot, grün, blau) ist hier eine Raumseite und eine abstrakte Raumkomposition ("rot", "grün", "blau") zugeordnet, die über in den Raumecken positionierte Lautsprecher in den Glockenraum projiziert wird.

Auf diese Weise ergeben sich insgesamt neun unterschiedliche Licht- und Klangsituationen, die für jeweils 3-5 Minuten den Installations- bzw. Wahrnehmungsraum definieren.

Audiotechnische Präparierung der Objekte: Martin Murauer