Biographie: Rolf Julius
Musik, weiter entfernt / Musik für den Blick nach unten

Musik, weiter entfernt
Musik für den Blick nach unten

Rolf Julius, der international bekannteste deutsche Klangkünstler, realisiert für die singuhr - hoergalerie in parochial zwei neue Installationen. Deren Titel deuten bereits an, daß diese Arbeiten direkt auf den Raum bezogene Musiken sind.   
Der Glockenraum im Turm der Parochialkirche, ein dreiteiliger kleiner Gewölberaum, ist der Ort für die ‘Musik für den Blick nach unten’. Auf dem Boden installiert Julius auf Lautsprechern liegende Glas- und Metallplatten, auf die Farbpigmente gestreut sind. Klang, Form, Material und Farbe, die Bestandteile seines skulpturalen, raumbezogenen Konzepts, verschmelzen zu einer sinnlichen Einheit. In dieser Installation meintman, die Klänge förmlich anschauen zu können.
Im Gegensatz zu dieser visuellen Musik am Boden hängen die klingenden Lautsprecherobjekte der ‘Musik, weiter entfernt’ im hohen Kirchenschiff der Parochialkirche.
Rolf Julius über seine Arbeit im Kirchenschiff: "An der Parochialkirche fasziniert mich ihre Unfertigkeit und ihre Eindeutigkeit als architektonischer Innenraum. Was man hauptsächlich spürt, ist Leere, Höhe, Entfernung. Ich möchte diesen Raum in seiner akustischen Schönheit zeigen, sie zum Thema machen und musikalisch betonen. Der Raum selber wirdals Instrument wirken."
"Rolf Julius komponiert Musik für die Augen, er macht Glas und Stein hörbar, seine Klänge wirken als wären sie dem Material in ihrer Struktur verwandt. Und er lenkt die Aufmerksamkeit: Musik für den Blick nach oben oder für den Blick nach draußen. In Installationen kommen die zahlreichen Eigenschaften des Klangs mit unterschiedlicher Gewichtung zum Tragen. Bei Julius meint man, es sei ein besonderes Augenmerk auf die mit dem Klang verbundenen Konnotationen zu verspüren, auf die Farbigkeit der aku-stisch schwingenden Materie, auf ihre Dichte und Porösität. Da er den Besucher gern in eine subjektive Ansicht des Raums versetzt, spielt auch oft das Richtungshören eine große Rolle, mit Hilfe dessen er eine Konzentration verschaffen kann..."
Helga de la Motte-Haber