singuhr — 2014
Daniel Ott, Wolfgang Mitterer, Charles Ives

Daniel Ott

Geboren am 6. September 1960 in Grub (Appenzell/ Schweiz), wuchs Daniel Ott in Grub und später in der Region Basel auf. 1980 erhielt er sein Klavierdiplom und unterrichtete anschließend Klavier und Musik in den Regionen Basel und Graubünden. Gleichzeitig war er am Aufbau verschiedener freier Theatergruppen beteiligt und zog u.a. mit Straßentheater mit Wagenbühne und Pferden durch die Schweiz. 1983 – 85 führten ihn Theaterstudien nach Paris und London, von 1985 bis 1990 studierte er Komposition bei Nicolaus A. Huber an der Folkwang-Hochschule Essen sowie bei Klaus Huber an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau.
Seit 1990 ist Daniel Ott freischaffend tätig als Komponist, Pianist und Darsteller mit Arbeitsschwerpunkt Neues Musiktheater - sowie mit interdisziplinären und raum- bzw. landschaftsbezogenen Arbeiten. 1995 - 2004 war er Lehrbeauftragter für Experimentelle Musik an der Hochschule der Künste Berlin, seit 2005 Professor für Komposition und Experimentelles Musiktheater an der Universität der Künste Berlin. Seit 1990 Aufbau und Künstlerische Leitung des Festivals „neue musik rümlingen“. Ab 2016 gemeinsam mit Manos Tsangaris Künstlerische Leitung der Münchener Biennale, Internationales Festival für neues Musiktheater.

Ausgewählte Projekte 2000 - 2013:
2000 „klangkörperklang“ Musik im Schweizer Pavillon von Peter Zumthor (Expo 2000 Hannover)
2003 „skilift/klang“/„schiefer.klang“ für einen Wallfahrtsort und einen Skilift (Heilikreuz/CH – gemeinsam mit Hugo Gretler); „witterung.stromaufwärts“ für einen Fluss, Kollektivkomposition (Festival Rümlingen)
2005 „klangspur“ für 200 MusikerInnen und eine Flusslandschaft (Görlitz/Zgorzelic – entlang der Neisse)
2006 „hafenbecken l&ll. umschlagplatz klang“ Landschaftsinstallation für Orchester (Rheinhafen Basel – basel sinfonietta)
2007 „südliche autobahn“ Kollektivkomposition nach Julio Cortázar (Autobahnraststätten im Süden Berlins)
2008 „paulinenbrücke“ Zeitoper für 5 SängerInnen & Orchester & 1 Brücke (Staatsoper Stuttgart, L. Overmann, M. Schneider u.a.)
2009 „blick richtung süden“ Klingendes Landschaftsbild für Blechbläser & Elektronik, Feuerwehr, Kanuten, Brieftauben & Ruhrlandschaft (Wittener Tage f. Neue Kammermusik, mit Enrico Stolzenburg)
2010 „vor dem tag“ für eine Jurahochebene, Kollektivkomposition (Festival Rümlingen)
2011 „querströmung“ / „querformat“ für eine Ruhrlandschaft (Wittener Tage f. Neue Kammermusik, mit Enrico Stolzenburg)
2012 „fountain 16/6“ für große Fontäne, Schlagzeuger & Lautsprecher (Kunstfestspiele Herrenhausen)
2013 „ton&tal. valli&intervalli“ eine musikalische Durchquerung der Schweiz von Süden nach Norden, mobile Musik für Schritte & Landschaften (La Via Lattea Chiasso, Airolo in Transizione, Alpentöne Altdorf, Lucerne Festival, Festival Rümlingen, Klangspuren Schwaz)


Wolfgang Mitterer

Mitterer studierte Orgel, Komposition und Elektroakustik in Wien und Stockholm und gehört in Österreich nicht nur zu „den“ Spezialisten für Elektronik, gleichermaßen virtuos an Tasten und Reglern, sondern auch zu den innovativsten Komponisten. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Komposition und offener Form, neben Orgel- und Orchesterstücken, einem Klavierkonzert oder einer Oper hat er elektronische Stücke produziert, Klanginstallationen konzipiert, in diversen Formationen kollektive Improvisation betrieben und eine Sprache der Extreme, der Spannung, der Vielschichtigkeit entwickelt.Seine Experimentierfreudigkeit bringt ihn dazu, Gegensätzliches zu unvorhersehbaren musikalischen Ereignissen zusammen zu spannen, etwa, indem er in einer groß angelegten Komposition Musikkapellen und Kinderchöre spezialisierten Instrumentalisten und Sängern gegenüber stellt, während er selbst über Ringbeschallung den Raum mit live electronics bespielt. Zu weit mehr als einem spektakulären Event macht das seine musizierende Präsenz sowie die hohe Intensität und Komplexität seiner Musik, die unter die Haut geht. Das Aushorchen von leisen Klängen hat ebenso Platz wie das „Montieren“ explodierender Klangfetzen „im Hirn“ der Hörer. Weitab von Gefälligkeit ist Mitterers Musik doch zuweilen unheimlich-schön (Milena Meller, "Tirol multimedial"). Mittlerer lebt in Wien.

Ausgewählte Projekte: 2010-2013:
musica viva münchen / "Crash 1-5“ für grosses orchester, orgel und electronics
musica strasbourg / „baron münchhausen“ (comic opera / mit frank aleu)
barcelona / „el somni“ / franc aleu / orgelproduktion / palau de la musica
salzburg / biennale / „rasch“ mit ensemble resonanz und dirk rothbrust „string drumset“ / jean- michaél lavoie
berlin / philharmonie / maerzmusik / „rasch“ mit ensemble resonanz und dirk rothbrust / jean- michaél lavoie
hamburg / kampnagl / „rasch“ mit ensemble resonanz und dirk rothbrust / jean-michaél lavoie
wien / muth / „baron münchhausen“ / wiener taschenoper
st. gallen / st. laurenzen / faust_requiem / mit stephan müller und hajo kurzenberger
ludwigsburg / „voices“ für 5 laienchöre , orgel und electronics
oslo / „little smile“ mit klangforum wien
düsseldorfer schauspielhaus / isaak babel „maria“ / schauspielmusik für andrea breth
porto / „remix surround“ / mit remix ensemble porto
brussels / kaaitheater / „coloured noise 5“ / mit dem ictus ensemble
„luis footage“ / hörspiel von petschinka / für den wdr
volkstheater wien / „antigone“ / mit stephan müller
musikforum viktring / „electric_act“ / open air für klavier + mehrkanal.electronics
st. pölten / dom / „kleines requiem“ mit theresa dlouhy
papierfabrik neubruck / „silbersandmusik“ für 5 blaskapellen, chöre etc.
donaueschingen / „little smile“ / mit musikfabrik köln
frankfurt_oder / „innen drinnen“ für orchester und electronics
wien / viennale / „stoff der heimat“ / doku-film von othmar schmiederer
wien / musikverein / „raetselhaft“ / niederösterreichische tonkünstler / andres estrada
wien / konzerthaus / „free radio“ für orgel und electronics
salzburg / mozarteum / g. ligeti / „volumina“
wien / musikverein / orf symphonieorchester / „out of time“ / cornelius meister
wien / burgtheater / „quai west“ / für andrea breth
st. pölten / „sunrise“ / mit victor morales / nö tonkünstler / dirigent brad lubman
reims / grand théatre / „massacre“ / mit peter rundel
philharmonie köln / „nosferatu“
nimes / „massacre“
paris / cité de la musique / „massacre“
konzerthaus wien / „15 minutes for 13 morphs“ / orquestra sinfónica do porto casa da musica / christoph könig
porto / „the church of bruckner“ / remix ensemble / peter rundel
musica strasbourgh / nosferatu


Charles Ives – Universe Symphony


Charles Ives’ UNIVERSE SYMPHONY ist ein geradezu visionärer Entwurf, den er selber allerdings nicht mehr zu Ende führen konnte. Es war wohl seine ambitionierteste Komposition; die ersten Entwürfe stammen von 1911–15, weitere Skizzen kamen zwischen 1927 und 1932 hinzu und bis drei Jahre vor seinem Tod 1954 fügte er immer wieder ein paar Noten hinzu. Ives schwebte zunächst eine fast utopisch große Besetzung für die UNIVERSE SYMPHONY vor: es sollten bis zu 4520 Musiker eingesetzt werden, die in »5 bis 14 Gruppen« aufzuteilen wären – so Ives.
Die Idee einer wahrhaft universalen Symphonie, mit der Ives alle Grenzen irdischer Musizierpraxis sprengen und die Trennung zwischen Klangquelle und Musikhörer aufheben wollte. Ein riesig besetztes Werk, im Freien aufgeführt, sollte den Zuhörern die Möglichkeit geben, zwischen ständig wechselnden Klängen zu wandeln. Viele Orchestergruppen, zahllose kompositorische Schichten, die übereinander gelegt und miteinander verschachtelt sind, machten das Werk zur grenzüberschreitenden Herausforderung für den Komponisten; später bat Ives Henry Cowell (einen ebenso unerschrockenen Experimentator), das Werk mit ihm zusammen zu vollenden. Dieser berichtete in einem imaginierten Szenario: »Mehrere unterschiedliche Orchester, mit großen Konklaven singender Männer und Weiber, sind in Tälern, an Abhängen und auf den Gipfeln zu postieren« und »6 bis 10 verschiedene Orchester, untergebracht auf mehreren Berggipfeln, jedes in seinem eigenen, unabhängigen Zeitablauf in Bewegung, die einander nur treffen, wenn ihre Zeitzyklen zusammenfallen.«
(Michael Denhoff)


Robyn Schulkowsky

Die amerikanische Perkussionskünstlerin Robyn Schulkowsky wurde in Eureka, South Dakota, USA, geboren. Schon sehr jung begann sie zu trommeln und Klavier zu spielen. Später studierte sie an der University of Iowa Musik, gefolgt von weiteren Studien an Percussionsinstrumenten und Jazz bis 1977 in New York. Noch im selben Jahr wurde Robyn Schulkowsky Director of Percussion Activities an der University of New Mexico, Albuquerque. Hier arbeitete Sie auch als Solo-Percussionistin mit dem New Mexico Symphony Orchestra und dem Orchestra of Santa Fe. Seit 1980 lebt Schulkowsky in Deutschland und wurde Studentin und Assistentin von Christoph Caskel in Köln. Seither ist sie auf den größten und wichtigsten Festivals für zeitgenössische Musik in Europa zu hören und entwickelte sich zu einem wichtigen Teil der zeitgenössischen Musikszene.
Robyn Schulkowsky hat mit namhaften Komponisten wie John Cage, Karlheinz Stockhausen, Kevin Volans, Christian Wolff, Luigi Nono, Walter Zimmermann, Rebecca Saunders, Olga Neuwirth und Wolfgang Rihm zusammengearbeitet und ist selbst als Komponistin tätig. Sie hat Bühnenmusik für mehrere Theaterproduktionen (»Der Mond im Gras – Einmal, Keinmal, Immer« 1994 – Münchner Kammerspiele; »Medea« 1996 – Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin; »Die Wände« Mai 2003 und »Bakchen« Oktober 2005 – Bayerisches Staatsschauspiel, Residenztheater in München) sowie eine Reihe von Solo- und Ensemble-Werken für Percussionsinstrumente komponiert. Sie ist bekannt als eine der wichtigsten Improvisationskünstlerinnen, sowohl als Solistin wie auch in der freien Jazz-Szene, hier in besonderem Maße zusammen mit Derek Bailey.
Eine Vielzahl von Konzerttourneen führten Robyn Schulkowsky durch Europa, Süd- und Nordamerika, Westafrika und Asien. Sie wird regelmäßig zu Festivals wie z.B. den Salzburger Festspielen, Donaueschinger Musiktagen, Münchener Biennale - Internationales Festival für neues Musiktheater, Festival d’Automne à Paris, Steirischer Herbst und vielen anderen eingeladen.